Warum Print cool ist
Insights von der Druck und Design Konferenz in München
Druck: Nicht Old-School sondern eher das gewisse Etwas
Noch voll elektrisiert von der Konferenz sitze ich jetzt, einen Tag später vor meinem Computer und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. So viele Gedanken und Eindrücke, so viele Ideen und Inspirationen. Am liebsten würde ich alles gleichzeitig niederschreiben, doch so schnell wie die Gedanken von der einen zur anderen Erinnerung springen, kann man nicht tippen. Trotzdem möchte ich versuchen, so viel wie möglich wiederzugeben.
Als allererstes: Druck ist cool. So cool. Die Druck und Design Konferenz hat uns wieder einmal darin bestätigt, dass nicht nur wir, in unserer Print-Bubble, das so sehen, sondern auch viele andere.
Pure Leidenschaft
Lorenz Boegli, ein Siebdrucker und Printinnovator ist einer von den inspirierenden Menschen, dem wir auf der Druck und Design zuhören durften. Boegli versteht seinen Bereich wirklich und erzählt mit so viel Leidenschaft und Begeisterung über seine Praxis, dass man sich nicht vorstellen kann, dass irgendjemand es nicht total faszinierend und cool findet, was er macht. Er versteht das Druckprodukt als etwas, was den entscheidenden Unterschied machen kann, ein Differenzierungsmerkmal der High Class. Der Siebdrucker, den man eigentlich besser als Künstler beschreibt, stellt durch revolutionäre Ansätze die physikalischen Prinzipien auf den Kopf. Er schafft Produkte, bei deren Betrachtung sich Print-Kennern die Frage aufdrängt „Wie macht er das? Wie ist das nur möglich?“. Den Effekt, den seine Produkte, denen der Begriff „Werke“ eigentlich eher entspricht, auf den Betrachter haben, ist faszinierend. Genauso faszinierend war es, die Leute zu sehen, die elektrisiert den Raum nach Boeglis Vortrag verlassen haben. In den Gesichtern war abzulesen, wie sehr der Künstler die Zuhörer in seinen Bann gezogen hat. Neben den wundervollen Projekten war die gelebte Passion von Lorenz Boegli eine wirkliche Inspiration.
Print und Digital – kein Widerspruch
Der erste Vortrag, den wir hörten, war von Dominik Wichmann „über die Relevanz des Gedruckten in digitalen Zeiten“. Der Chief Creative Officer der Looping Group beginnt zu sprechen. Seine erzählerische Sprechweise reist einen sofort mit. Um Eindrücke mitzunehmen, wollte ich mir Stichworte aufschreiben. Am Ende des Vortrags schaue ich auf meine Notizen und stelle fest, dass sie eher einem Roman als Stichworten gleichen. Fast alles, was Dominik Wichmann sagt, spricht mir aus der Seele: Print ist ein Produkt, welches alles hat: eine Identität, Authentizität, Inhalt und eine Geschichte – Dinge, die fast jede Marke haben möchte. Druck ist ein kulturelles Thema und bedrucktes Papier meist mehr als einfach Informationen festhalten. Printmedien sind Vernetzungsmedien. Ich wünsche, ich könnte alle Worte des Buchautors genauso wiedergeben, wie ich sie hören durfte. Der Unternehmer sieht Print als etwas, das man nicht mehr unbedingt braucht, aber etwas, was man unbedingt haben möchte – Print wird zum Luxusprodukt. Druckprodukte haben immer mehr Qualitätsanspruch. Er findet es wesentlich, die digitale Welt zu verstehen und miteinzubeziehen, um die Zukunft von Print verstehen zu können. Die Rolle von Druck in der Zukunft lässt sich vom digitalen heraus ableiten.
Die Verbindung zwischen Analog und Digital begegnet uns auf der Konferenz häufiger. Es geht nicht darum, was besser ist, sondern darum, was für was geeignet ist. Druck und Digital stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen sich gegenseitig. Die digitale Welt ermöglicht es unendlich vielen Nutzern Informationen an Empfänger zu senden, sie ist schnell und entertaint uns. Jeder kann seine Meinung äußern. Die digitale Welt schafft Möglichkeiten. Print schafft andere, Print schafft Entschleunigung, ein Druckprodukt ist Genuss und Sinneserfahrung. Durch die Haptik eines Druckproduktes, dadurch, dass es erfahrbar ist, entsteht ein Erlebnis.
Design ist mehr als „schnell mal schön“
Von Erlebnissen und Ergebnissen oder viel mehr dem Prozess hin zum Ergebnis spricht auch Maren Martschenko. Sie erzählt von den Herausforderungen der Designer „schnell mal was schön“ zu machen. Die Creative Entrepreneur spricht von Design als Unternehmensstrategie. Während das jetzt einigen Unternehmerinnen und Unternehmern wirklich unverständlich erscheinen mag, lade ich ein, kurz darüber nachzudenken. Was sind DIE Brands, die uns einfallen, wenn wir an erfolgreiche Marken denken? Apple? Nike? McDonalds? BMW? Lassen wir unsere persönlichen Befindlichkeiten und Präferenzen mal beiseite, dass all diese Marken erfolgreich sind, steht außer Frage. Und was ist ein Element, welches sie alle gemeinsam haben? Design. Ganz klar. Keiner von uns verwechselt den Apfel mit dem M und keiner den Haken mit dem runden Logo in bayrischen Farben. Und ohne dass ich die Logos hier abbilde, haben sie sie im Kopf und wissen, welches Logo zu welcher Marke gehört. Hinter all dem steckt aber mehr als „macht mir mal bitte kurz ein Logo“. Es geht darum, das Unternehmen dahinter zu verstehen, den Sinn und Zweck und all seine Werte in einem Symbol, einer Schrift, einer Farbe zusammenzufassen und widerzuspiegeln. Das ist eben nicht „schnell mal machen“, sondern ein Prozess. Ein Prozess der verschiedene Kanäle und Medien beinhaltet. In manchen Fällen auch Print. Ein wertiges Printprodukt sagt so einiges über ein Unternehmen aus.
It’s all about PRINT
Manchmal entsteht sogar ein Unternehmen aus Print. The Happy Club ist ein Beispiel dafür. Risography macht der Happy Club. Eine spezielle Drucktechnik, von der ich persönlich vorher noch nie gehört hatte, die aber offensichtlich so cool ist, dass ich mir direkt einen Kalender kaufen musste – ups.
Na ja, so ist das eben. Bei schönen Druckprodukten fällt es mir schwer „nein“ zu sagen. Ganz allgemein mag ich es Dinge anzufassen. Wie Dominik Wichmann gesagt hat, wir brauchen sie nicht, aber wir wollen sie. Wenn er erzählt, wie er samstags verschiedenste Zeitschriften im Laden kauft, sich dann Zuhause mit einem Kaffee in den Sessel setzt und sie genüsslich liest, dann will man am liebsten sofort loslaufen und sich diesen Luxus ebenfalls genehmigen.
Dieser Blogartikel könnte weitere Wordseiten füllen (auf dem Blog bleiben wir glücklicherweise bei einer Seite, nur die Lesezeit verändert sich). Doch ich komme zum Ende. Alles wiederzugeben ist unmöglich. Dennoch hoffe ich, ich konnte einen kleinen Einblick gewähren, in einen wundervoll inspirierenden Tag und euch alle davon überzeugen das Print SO SO cool ist und niemals aus unserer Zukunft verschwinden wird. Ich hoffe, du stehst jetzt auf, schnappst dir ein Buch oder eine Zeitung und setzt dich mit einer Tasse Kaffee in der Hand an einen gemütlichen Ort und genießt den Rest deines Tages ;)